WARUM ENGAGIEREN SICH NEONAZIS SO GERN GEGEN SEXUELLEN KINDESMISSBRAUCH?


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Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein schreckliches Verbrechen. Viele Menschen engagieren sich dagegen. Leider auch viele Neonazis. Die machen auf Demos, auf Flugblättern und Autoaufklebern, mit Musik und im Internet Stimmung gegen “Kinderschänder”. Mit Kinderschutz hat das bei denen aber wenig zu tun.

So illustrieren Neonazis ihre Vorstellungen vom Thema.

Warum engagieren sich Neonazis so gern gegen Kindesmissbrauch?

– Damit kommen sie in Kontakt zu nicht-rechten Menschen.

– Es ist ein Thema, bei dem die Gefühle schnell hochkochen und Menschen, die empört oder verzweifelt sind, schnell mehr auf ihren Bauch als auf ihren Kopf hören – das nutzen Nazis für ihre Propaganda aus.

– Der Umgang mit Sexualstraftäter*innen ist in unserem Rechtssystem tatsächlich schwierig und steht noch vor vielen offenen Problemen.

– So ist etwa gut zu verstehen, dass Eltern verängstigt sind, wenn ein nicht therapierter Sexualstraftäter, der aus dem Gefängnis kommt, in ihre Nachbarschaft zieht – und oft haben Politiker*innen und Richter*innen dafür aktuell keine Lösungsideen.

– Neonazis nutzen das aus – für Propaganda statt tatsächlicher Suche nach Lösungen.

– Neonazis versuchen sich so als engagiert, entschlossen und menschlich darzustellen.

Wichtig: Neonazis geht es NICHT um den Schutz von Kindern.

– Das zeigt der Gebrauch des reißerischen Begriffs “Kinderschänder” – der die “Schande” an der Tat wieder den Kindern zuschiebt statt den Täter*innen.

– Das zeigen die zahlreichen Songs von Neonazi-Bands zum Thema, die sich zum Teil in detailliertesten Beschreibungen an den Gewalttaten an Kindern weiden, die sie angeblich verurteilen.

– Das zeigt, wie Neonazis das Thema behandeln: Nicht um Lösungen bemüht, sondern um möglichst hochgekochte Emotionen – um dann ihre Ideologie absetzen zu können. In diesem Fall meist Rassismus und Demokratie-Feindlichkeit.

Worum geht es den Nazis dabei wirklich?

– Sie nutzen das Thema, um Werbung für NPD-Politiker*innen und Stimmung gegen die Demokratie zu machen, zum Beispiel: ”Die demokratischen Parteien tun gar nichts! Aber lies mal diesen tollen Text von NPD-Mann Frank Franz…”

– Songs rechtsextremer Bands über Kindesmissbrauch sollen Jugendliche an rechtsextreme Musik und die Szene allgemein heranführen.

– Neonazis posten erfundene und zusammen gestrickte “Nachrichten” von rechtsextremen Blogs, die “beweisen” sollen, dass viele Täter*innen einen Migrationshintergrund haben oder dass sexueller Missbrauch von Kindern in bestimmten Ländern, Kulturen oder politischen Strömungen befürwortet wird. Damit schüren sie Rassismus.

– Sie propagieren “Todesstrafe für Kinderschänder” – und greifen damit das Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland an. Die Todesstrafe wurde in Deutschland 1949 mit Einführung des Grundgesetzes abgeschafft, weil sie mit den Menschenrechten unvereinbar ist! Die Darstellungen der Nazis zum Todesstrafe feiern Gewalt.

Worauf solltest Du achten?

– Wer das Wort “Kinderschänder” verwendet, ist im besten Falle schlecht informiert,  im schlimmsten Fall ein Nazi. Das korrekte Wort heißt “sexueller Kindesmissbrauch”.

– Wer Todesstrafe fordert, ist im besten Fall emotional aufgewühlt und hat seinen Kopf ausgeschaltet. Meist sind diese Menschen  ”Law-and-Order”-Anhänger*innen (d.h., sie befürworten strenge Gesetze statt persönlicher Freiheit und Menschenrechten). Im schlimmsten Fall hat man es auch mit einem Neonazi zu tun.

– Wenn Du Dich Initiativen gegen sexuellen Kindesmissbrauch anschließt, achte darauf, dass diese vor allem den Kinderschutz im Blick hat – und keine rassistische oder religionsfeindliche Hetze verbreitet.

Was hilft Kindern wirklich?

– Menschen, die wirklich Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen möchten, wissen:

– Eltern und Erzieher*innen sollten Kinder stärken, damit sie sich wehren können, falls jemand sie anspricht oder übergriffig wird. Kinder sollen lernen, dass ihr Körper ihnen gehört, dass sie nein sagen dürfen, wenn sie etwas unangenehm finden und dass sie keine Schuld tragen, falls etwas passiert.

– Kinder brauchen Menschen, die ihnen glauben und helfen, wenn sie ihnen von einem Übergriff erzählen. Sie suchen Schutz. Sie brauchen Erwachsene, die Partei für sie ergreifen.

– Oft fällt es Kinder schwer, über den Missbrauch zu reden. Aber sie werden verhaltensauffällig – oft sehr plötzlich. Ihr Umfeld sollte damit aufmerksam umgehen.

 

Mehr dazu auf no-nazi.net:

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