DOSSIER: RECHTSEXTREME KAMPAGNEN


17. April 2014 TanjaKeller 0 Comment

Von “Ausländer raus” über “Todesstrafe für Kinderschänder” bis hin zu “Schluss mit der Multi-Kulti-Diktatur”: Manchmal skandieren Neonazis leider wirklich diese typisch platten  Parolen oder leugnen einfach mal den Holocaust – doch nicht immer sind Neonazis an solch offenen Aussagen zu erkennen. Viele rechte Kampagnen wirken auf den ersten Blick recht harmlos und sogar seriös. Besonders im Netz zieht diese Strategie, da man oftmals nicht sofort erkennen kann, wer hinter einem Projekt, einer Gruppe, einem Forum oder einer Seite in sozialen Netzwerken steckt. no.nazi.net erklärt euch, wie ihr rechtsextreme Kampagnen erkennt und wie ihr darauf reagieren könnt!

Die Strategie der Rechtsextremen im Internet und dabei besonders in den Sozialen Netzwerken ist in den letzten Jahren um einiges raffinierter geworden – und damit umso gefährlicher. Über ganz bestimmte Themen versuchen sie immer wieder, nicht-rechtsextreme User*innen anzusprechen, Anschluss zu finden und quasi durch die Hintertür ihre menschenverachtende Ideologie einzustreuen. Auf der Straße weht die NPD-Flagge neben dem Info-Stand – im Internet findet sich häufig nichtmal ein Impressum. So ist es für Rechtsextreme einfacher, nicht-rechte Menschen zu täuschen und über stark emotional aufgeladene Themen zu “ködern”.

Hier hat die NPD ihre virtuelle Flagge gehisst. Sie empfiehlt die Seite “Keine weiteren Asylantenheime in Deutschland” und fegt damit alle weiteren Zweifel an der politischen Ausrichtung der Seite vom Tisch.

Das kann auf einer Facebook-Seite sein, auf der es angeblich nur um sarkastischen Humor geht, in einer Netz-Diskussion zum Thema Tier- oder Umweltschutz oder mit einer Online-Veranstaltung, bei der es vermeintlich um den Schutz von Kindern vor Missbrauch geht. Auch aktuelle politische und lokale Themen werden immer wieder – ohne Rücksicht auf die Betroffenen – instrumentalisiert.

Wer hier nicht den Durchblick hat, die Nazi-Propaganda zu enttarnen, geht den rechtsextremen Rattenfängern schnell auf den Leim. Umso wichtiger ist es, rechtsextreme Propaganda zu erkennen und zu wissen, wie man mit ihr umgeht.

 

Doch nicht alle rechtsextremen Argumente im Netz haben eine Tarnkappe auf: Munter und offen wird auf einigen Seiten gegen Muslima und Muslime gehetzt, werden rassistische Parolen gepostet oder beleidigende Bilder verbreitet – über die belebten Kanäle der Sozialen Netzwerke erreichen solche Inhalte besonders schnell besonders viele Menschen. Einige Kampagnen versuchen, vor allem durch emotional aufgeladene Videos und Grafiken ihre rassistischen und ausgrenzenden Inhalte zu verbergen.

Dabei wirken sie vermehrt “modern” und auf den ersten Blick “weniger extrem”, um besonders junges Publikum anzusprechen. Vergleichsweise grafisch aufwendige Flyer, Logos und Posts verbreiten unter anderem (immer noch) die “Identitären” in Deutschland und Österreich. Nichtsdestotrotz sind die Inhalte genau so rassistisch und menschenverachtend. In diesem Dossier findet ihr verschiedene Neonazi-Strategien und -Kampagnen und wie man sie im Internet erkennen kann.

Aber bevor wir euch die wichtigsten Kampagnen vorstellen noch einen kleinen “Vorschub” zum Thema Meinungsfreiheit – in eigener Sache. Denn wer sich gegen rechtsextreme Hetze wehrt, wird oft mit dem Vorwurf der Zensur und der Einschränkung der Meinungsfreiheit konfrontiert. Dass das so nicht richtig ist, wollen wir hier noch einmal klarstellen.

Selbsternannte Kämpfer für “Rederecht” und “Meinungsfreiheit” – Sandra im rechten unteren Teil zeigt mit dem ersten Post schon, wofür und von wem die Seite ist. Hier wird unter dem Hakenkreuz gegen vermeintliche Pressehetze… gehetzt

Meine Freiheit, deine Freiheit – Die große Diskussion um Meinungsfreiheit im Netz

“Ihr seid doch die wahren Nazis!” heißt es in Forendiskussionen oft, wenn rechtsextreme Äußerungen von User*innen gemeldet oder von Moderator*innen und Admins gelöscht werden. So nutzen Rechtsextreme das Reizthema “Meinungsfreiheit”, um sich unter dem Vorwurf der “Zensur” Raum für ihre menschenverachtenden Parolen zu erkämpfen. Um das mal einzuordnen: Das Recht auf Meinungsfreiheit soll jeden Menschen vor (staatlicher) Zensur schützen. Doch Meinungsfreiheit ist kein Freifahrtschein für Beleidigung, Diskriminierung und Herabwürdigung. Deshalb sind offen rechtsextreme Beiträge meist nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und können angezeigt werden.

Durch das Internet haben viel mehr Menschen einen größeren Zugang zu Medien und Kommunikationsstrukturen – rund um die Uhr. Die große Anzahl verschiedener Informationsquellen ist ein großer Gewinn für die Unabhängigkeit und Überprüfbarkeit journalistischer und staatlicher Berichterstattung. So kann sich jeder Mensch seine eigene Meinung bilden. Doch die Freiheit von Meinungsäußerung hört da auf, wo andere durch sie in ihrer Freiheit oder Menschenwürde eingeschränkt werden. Öffentliche Hassreden und Aufrufe zur Gewalt sind nicht nur durch Gesetze, sondern auch in den Nutzungsbedingungen aller Sozialen Netzwerke verboten.

 

Alles klar?

Dann klickt euch durch die von uns zusammengestellten Beiträge zu rechtsextremen Kampagnen der letzten paar Jahre und vergesst nicht: In jedem Sozialen Netzwerk können rechtsextreme Seiten, Nutzer*innen und Kommentare gemeldet werden. Melden hilft! So können die Betreiber*innen der Sozialen Netzwerke schneller auf rechtsextreme Inhalte aufmerksam gemacht werden. Hier ein How-To zum Thema!

 

NEONAZI-KAMPAGNEN

Neonazi-Kampagnen erkennen

Betrachtet man die einzelnen Kampagnen, wird klar, womit die Rechtsextremen auf Stimmenfang gehen – emotional aufgeladene, politisch brisante Themen, am besten solche, bei denen es klar “Die Guten” und “Die Bösen” gibt, eine “zu lasche Justiz” oder “inkonsequente” Politiker*innen. Das Problem wird nie in seiner Gänze behandelt, die Diskussionen werden subtil auf andere Themen gelenkt – vom Umweltschutz über Heimatschutz auf Rassentheorien, von Patriotismus über Nationalismus zu Nationalsozialismus. So umgehen die Rechten die Komplexität des Phänomens und pickt sich konkret die relevanten Aspekte heraus, um gezielt Stimmung gegen Minderheiten oder Politiker*innen zu machen.

In Sozialen Netzwerken posieren Nazi-Frauen zum Beispiel oft mit ihren Kindern auf dem Profilbild und diskutieren etwa auf Seiten zur Kindererziehung und zum Haushalt mit. Häufig dauert es sehr lange, bis ihre rechtsextreme Gesinnung erkannt wird. Diese Taktik stellt einen wichtigen Teil der rechtsextremen Strategie im Web 2.0 dar. Das gilt auch für oben genannte Kampagnen – so kann es passieren, dass ein Thread in einem Forum, eine Gruppe in einem sozialen Netzwerk oder ein Hashtag “gekapert” wird. Besonders da ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben! Und nun zu euch: Wie fit seid ihr im Erkennen von Nazi-Propaganda? Testet euer Wissen in unseren Quizzes!

QUIZ

Gegenstrategien

In unserer Broschüre “Liken.Teilen.Hetzen” findet ihr ausführliche Erklärungen zu den einzelnen Neonazi-Kampagnen. Für ganz Eilige hier die wichtigsten Gegenstrategien. Grundsätzlich gilt: Haltet bei euren Ausflügen im Netz die Augen offen, informiert Freund*innen und Bekannte und vergesst nicht: Ihr seid nicht alleine im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Das Internet ist zwar (leider) voll von Rechtspopulist*innen und -extremist*innen, aber zum Glück gibt es eben auch eine Menge Menschen, die euch unterstützen und helfen können, wenn ihr von Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit betroffen seid oder euch dagegen engagieren wollt. Für mehr Infos rund um das Thema bleibt dabei und schaut euch auf unserem Blog und den Seiten unser Partnerprojekte um!