ARGUMENTIEREN GEGEN RECHTS


0 Comment
EIN BEISPIEL ZU RASSISTISCHEN VORURTEILEN UND WIE MAN INHALTLICH DAGEGEN VORGEHEN KANN

“Natürlich nehmen uns Ausländer die Arbeit weg – wem denn sonst?” schreibt die NPD auf ihrer Homepage zu der Frage, warum sie “die multikulturelle Gesellschaft ablehnt”.

In dem Artikel Kein Platz für Nazi-Phrasen haben wir uns Möglichkeiten angeschaut, wie man auf diskriminierende Aussagen reagieren kann. Dabei war uns wichtig zu zeigen, dass man diese einfach ablehnen kann. Und das auch ohne sofort die schlagfertigsten Gegenargumenten parat zu haben.

Abwertende Vorurteile  können jedoch auch gezielt durch Gegenargumentation widerlegt werden. Deshalb haben wir uns das weit verbreitete Vorurteil “Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg” vorgeknöpft und geschaut wie man inhaltlich dagegen vorgehen kann.

Die “Ausländer” und wir?!
Allein schon die Wortwahl des Arguments steht auf wackligen Füßen. “Die Ausländer?” Wer soll das denn genau sein? Menschen, die erst seit 20, 10 oder 5 Jahren in Deutschland leben? Menschen ohne deutschen Pass? Menschen, die in Deutschland nur zu Besuch sind? Mit dieser schwammigen Bezeichnung haben wir uns auch schon im Artikel Zum Begriff “Ausländer” – und warum er nicht so cool ist auseinander gesetzt.

Genauso finden wir das nehmen “uns” die Arbeitsplätze weg merkwürdig. Ein vorgestelltes “Wir” und “die Anderen”. Da werden Menschen in Gruppen gesteckt und es wird ihnen eine bestimmte Eigenschaft zugesprochen. Dass das schon ein viel zu vereinfachter Vorgang ist, wissen wir bereits. Denn wenn Menschen in Personengruppen wie “Völker” oder “Ethnien” eingeordnet und ihnen kollektive Eigenschaften zugesprochen werden, dann ist das bereits unhaltbar.

Verdrehte Aussage
Migrant*innen werden auf dem Arbeitmarkt in Deutschland sogar benachteiligt. Sie müssen ein Jahr lang in Deutschland leben bevor sie eine Arbeitserlaubnis beantragen dürfen. Im Gegensatz zu Arbeitnehmer*innen mit deutschem Pass, können sie danach nur Arbeitsplätze annehmen, wenn kein*e Deutsche*r oder EU-Bürger*in diese Stelle annehmen will. Die Aussage “Arbeitsplätze zuerst für Deutsche”, die von der NPD gefordert wird, ist also heutzutage traurige Realität.

Asylsuchende sind strengen bürokratischen Prüfverfahren ausgesetzt, die einer gleichberechtigten Arbeitssuche extrem im Wege stehen. Die statistische Arbeitslosenquote ist unter Migrant*innen mehr als doppelt so hoch wie in der deutschen Bevölkerung. Menschen ohne deutschen Pass bekommen also meist nur die Arbeit, die sonst niemand annehmen will.

Nur die “gute” Arbeit?
Häufig lassen sich offene Stellen nicht ausreichend mit deutschen Arbeitskräften besetzen. Vielfach handelt es sich um körperlich sehr belastende, schmutzige oder gefährliche Arbeiten, die deutsche Arbeitskräfte nicht mehr übernehmen wollen – z.B. in Reinigungsfirmen, auf dem Bau oder bei der Müllentsorgung.

Die Bezahlung ist zu schlecht oder die Arbeitszeit zu lang – wie beispielsweise im Pflegebereich. Vor allem neue Zuwanderer, die – wenn sie denn eine Arbeitserlaubnis bekommen – auf jeden Job angewiesen sind, füllen diese Lücken. Ohne sie könnte ein Großteil der Produktions- und Dienstleistungsbranchen überhaupt nicht existieren.

Ausbeutung nicht-deutscher Arbeitskräfte
Viele Arbeitgeber*innen in Deutschland nutzen die Situation mancher Flüchtlinge und Migrant*innen schamlos aus. Durch illegale Beschäftigung werden sie ohne Versicherungen zu Niedriglöhnen beschäftigt. Häufig kommt es vor, dass nichteinmal der vereinbahrte Lohn ausgezahlt wird. Für diese illegale Beschäftigung sollte also zunächst einmal die deutsche Gesetzgebung und deutsche Arbeitgeber*innen, und nicht Migrant*innen selbst,  zur Verantwortung gezogen werden.

Zudem verdienen ausländische Arbeitskräfte deutlich weniger als Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Dieses Ergebnis hat eine Studie des Instituts für Bildung und Berufsforschung (IAB) ergeben. Diese hat Löhne vollzeitbeschäftigter Männer von 2000 und 2008 miteinander verglichen.

Zu wenig qualifizierte deutsche Arbeitskräfte
In vielen Bereichen der Wissenschaft und Hightech fehlen qualifizierte deutsche Arbeitskräfte. Das betrifft vor allem die IT-Branche (Informationstechnologie), aber z.B. auch Ingenieurberufe. Der deutsche Wirtschaftsmarkt ist also auch angewiesen auf Arbeitskräfte aus dem Ausland.

Arbeitsplätze werden geschaffen
Ausländische Unternehmen schaffen Arbeitsplätze in Deutschland, auch für Arbeitskräfte mit deutscher Staatsangehörigkeit. Und die deutsche Wirtschaft ist dringend auf ausländische Investoren angewiesen: Über 220.000 ausländische Unternehmen haben inzwischen über 2,7 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen.

Es gibt auch viele Selbständige Migrant*innen, die in Deutschland Arbeitsplätze schaffen – und zwar doppelt so viele Arbeitsplätze wie vergleichbare Existenzgründer*innen mit deutschem Pass. In Deutschland gibt es 725.000 Selbstständige aus Einwandererfamilien, die rund zwei Millionen Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Arbeiter*innen = auch Verbraucher*innen
Menschen, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen sind genauso wie deutsche Arbeitskräfte nicht nur Arbeiter*innen,  sondern auch Verbraucher*innen. Sie kaufen Lebensmittel, Kleidung, Möbel, Fahrräder, Autos, Reisen, Immobilien usw. Mit anderen Worten: Sie benötigen nicht nur Arbeitsplätze, sondern sie schaffen auch welche, weil sie die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern und damit die Produktivität erhöhen. Und nicht zuletzt zahlen “Ausländer” ebenso wie Deutsche Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.

Ganz Grundsätzlich gilt für uns:
Wir wollen eine Welt in der sich Menschen frei bewegen und entfalten dürfen! Die Hoffnung auf eine bessere Lebensperspektive oder die Suche nach Schutz vor Hunger und Verfolgung sind wichtige Gründe um ein Land verlassen zu wollen. Denn dies sind Rechte, die für alle Personen auf der Welt gelten sollten.

Wir wollen auch wissen was ihr schon für Erfahrungen gemacht habt! Habt ihr euch schon einmal auf eine Argumentation mit rechten Inhalten eingelassen? Wusstet ihr beim letzten Mal, nicht wie am besten reagieren? Habt ihr weitere Ideen, wie man reagieren kann? Schreibt uns an: nonazinet@amadeu-antonio-stiftung.de